Das deutschlandweit bekannte Projekt wird an neuem Ort und unter der Leitung von Matthias Stier weitergeführt. Initiatorin Gisela Ewe zieht sich zurück, hilft aber im Hintergrund mit. Der Tomatengarten in Aschersleben zieht um. Aus einer Kleingartenanlage an der Froser Straße in die Innenstadt, konkret aufs Gelände der Grundschule Pfeilergraben. Den Tomatentag wird es also auch in diesem Jahr geben – an einem anderen Ort, in etwas veränderter Form. Und in Person von Matthias Stier auch mit einem neuen „Macher“ an der Spitze.
Gisela Ewe, die als „Tomatenfrau von Aschersleben“ bekannte Rentnerin, die die Idee zum ersten Tomatentag 2012 hatte und seither die Fäden in der Hand hielt, wird künftig im Hintergrund wirken. „Ich will nicht mehr in der ersten Reihe stehen und habe den Vorsitz abgegeben“, erklärt sie auf MZ-Anfrage. Sie werde aber aufgrund ihrer vielen Kontakte im Hintergrund weiter mithelfen.
Parallel habe auch der Vorsitzende der Kleingartenanlage Froser Straße – langjähriger Partner des Projekts und der Interessengemeinschaft Tomate im Verschönerungsverein – seinen Vorsitz abgegeben, berichtet sie. Dass es den Tomatengarten nun direkt auf einem Schulgelände mitten in der Stadt geben wird, darüber freut sie sich sehr. Terminlich seien die Organisatoren nach dem Umzug in die Stadt nun sogar noch flexibler. Weil der Tomatentag in der Gartensparte mit der Nutzung des Vereinshauses abgestimmt werden musste, sei der Termin in der Vergangenheit mitunter nicht optimal gewesen.
Froh ist sie auch über den neuen Chef. „Matthias Stier ist sehr engagiert“, sagt sie. Diese Einschätzung bestätigt sich in einem Gespräch mit dem rührigen 72-Jährigen. Er sprüht geradezu vor Ideen und ist wild entschlossen, dem schon jetzt erfolgreichen Projekt neue Impulse zu verleihen. Der Umzug in die Stadt könne dem Tomatengarten nur gut tun, sagt er. So könnten „die Leute das Ganze über einen längeren Zeitraum beobachten.“
Gemeinsam mit Vertretern der Stadt und des Verschönerungsvereins habe man sich mehrere Grundstücke angesehen und sei schließlich im Pfeilergraben fündig geworden. „Die Schulleiterin war auch gleich Feuer und Flamme.“ Ausgemachte Sache sei es, die Kinder einzubeziehen. Denn nicht nur Tomaten sollen dort angebaut, sondern auch Blumen ausgesät werden. Dafür nutzt er seine früheren beruflichen Kontakte in der Pflanzenzucht und habe von einem deutschlandweit bekannten Lieferanten aus Mössingen sieben verschiedene Samenmischungen bekommen. „Gemeinsam mit den Kindern wollen wir säen und über den Sommer dann Schmetterlinge und Bienen beobachten.“ Die Arbeit mit Kindern ist nichts Neues für den Ascherslebener, der über den BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) auch im Ökogarten Quedlinburg aktiv war, um den Kleinen die Natur näher zu bringen.
Das Wichtigste bleiben jedoch die roten, gelben, blauen und sogar schwarzen Früchte, von denen möglichst viele unterschiedliche Sorten beim Tomatentag im September gezeigt werden sollen. Auch die Gärtnerei Hoffmann aus Nachterstedt hat Matthias Stier schon buchstäblich auf die Scholle gelockt, sie wird bei der Anzucht helfen.
Im April sollen die vorbereitenden Arbeiten beginnen, drei Arbeitsgelegenheiten sind dafür bereits bewilligt. Die Mitarbeiter legen Hochbeete an, kümmern sich später um die Pflanzen und um das Umfeld der Schule. Nach den Berechnungen von Matthias Stier, der eine maßstabsgerechte Zeichnung gefertigt hat, passen etwa 180 Sorten mit jeweils zwei Pflanzen auf die Fläche.
Nach dem Tomatentag kommen wieder die Schülerinnen und Schüler ins Spiel. Gemeinsam mit ihnen sollen die Paradiesäpfel in der Küche verarbeitet werden. Gisela Ewe hofft, dass der bereits jetzt schon deutschlandweit bekannte Tomatentag in Aschersleben noch mehr Menschen anzieht. „Die Stadt hat endlich erkannt, welch überregionales Projekt der Tomatengarten ist, welche Wirkung er in der Umgebung und sogar in Deutschland hat.“
Sie wünscht sich, dass der neue Tomatengarten ein- oder zweimal die Woche für Besucher geöffnet wird und in dieser Zeit fachkundige Vereinsmitglieder anwesend sind, um Fragen zu beantworten. Sie selbst und die Familie Hoppe aus Quedlinburg wären dazu bereit, sagt Gisela Ewe.
Von Kerstin Beier und Detlef Anders / Aschersleben/MZ.
Mit freundlicher Genehmigung der Mitteldeutschen Zeitung