
Vor einem Jahr wurde an der Wallstraße Ascherslebens erster Miniwald gepflanzt. 1.800 junge Gehölze kamen damals in die Erde. Wie sich das Projekt entwickelt hat.
Ein dumpfes Knirschen liegt an diesem grauen Vormittag über der Wallstraße, direkt an der Magdeburger Brücke. Schubkarren rollen über den feuchten Boden, irgendwo plumpst eine Ladung Hackschnitzel auf die Erde. Zwischen den kahlen, kaum meterhohen Holzstengeln, die im Winterlicht stehen wie feine Striche, bewegen sich Zwölftklässler des Stephaneums. „Kommt, wir ziehen das jetzt durch“, ruft Lehrerin Doreen Steinmetz ihrer Gruppe zu. Sie hält alles im Blick. „Die Schüler verdienen sich mit der Aktion etwas zur Abi-Kasse dazu. Es gab eine Spende – dafür müssen sie aber auch etwas leisten“, sagt die Pädagogin und lächelt, als sie sieht, dass trotz des Novemberwetters der Eifer ihrer Schüler nicht nachlässt.
Es ist der dritte Arbeitseinsatz der Stephaneer auf dem Areal in diesem Herbst. Und es ist etwa ein Jahr her, dass genau an dieser Stelle Schaufeln in nassen Boden stachen und 1.820 junge Gehölze gesetzt wurden – der Startschuss für Ascherslebens ersten Miniwald.
Vor einem Jahr gepflanzt
Rückblick: Im November 2024 pflanzen Burgschüler gemeinsam mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), der Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft (AGW), dem Verschönerungsverein und weiteren Unterstützern die ersten Gehölze. Damals heben Freiwillige Löcher aus, setzen Eichen, Linden, Hasel, Wildbirnen, Vogelkirschen, Rotbuchen, Lärchen und viele weitere Arten.
Zuvor hatten die Burgschüler Bodenproben genommen, drei unterschiedliche pH-Werte festgestellt und die Bepflanzung entsprechend geplant. Der Miniwald – ein Konzept, bei dem Pflanzen extrem dicht gesetzt werden, um schnelles Wachstum zu fördern – entsteht auf rund 500 Quadratmetern eines zuvor fast vergessenen Grundstücks an der Wallstraße. Lotto Sachsen-Anhalt finanziert das Projekt, die SDW begleitet es fachlich, der Verschönerungsverein hält alles organisatorisch zusammen.
Zurück in die Gegenwart: Zwischen den arbeitenden Schülern steht erneut Silvio Merkwitz, der Vorsitzende des Verschönerungsvereins. Er beobachtet die jungen Bäume, die inzwischen knapp einen Meter oder etwas höher in die Höhe ragen. Die Fläche wirkt im Spätherbst kahl, die Stängel sind blattlos – ein saisonales Bild, betont er. Sein Zwischenfazit fällt gemischt, aber vorsichtig optimistisch aus. „Im Grunde entwickeln sich die Bäume gut“, sagt Merkwitz. Anders sieht es bei bodennahen Pflanzen aus: „Alles, was bodennah wachsen soll, wie die Stauden, ist eingegangen.“
Der Fokus des aktuellen Arbeitseinsatzes liegt daher auf der Bodenpflege. Hackschnitzel sollen künftig Unkrautwuchs unterdrücken und den jungen Gehölzen bessere Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Unterstützt wird die Aktion auch von Wolfgang Schmidt, der früher einen Blumenladen in Aschersleben führte und die Arbeiten fachlich begleitet.
Der Miniwald ist weiterhin ein Pilotprojekt. „Im Grunde ist es hier ein großes Experimentierfeld“, sagt Merkwitz. „Einen Miniwald anzulegen, ist immer noch etwas sehr Besonderes und Einzigartiges. Es gibt keinen richtigen Weg. Man muss probieren und experimentieren – und das machen wir hier gemeinsam.“
Optimistischer Blick
Von den gepflanzten Kiefern scheinen nicht viele angewachsen zu sein. Insgesamt bleibt abzuwarten, welche Arten sich langfristig durchsetzen. „Ich bin gespannt, wie sich die vielfältigen Baumarten entwickeln, was gut durchkommt“, so Merkwitz.
Der Vorsitzende schaut dennoch positiv in die Zukunft: „Mehr wird man im Frühjahr sehen.“ Vandalismus sei bislang kaum ein Problem, erklärt er. Die Fläche ist inzwischen eingezäunt, lediglich gelegentlicher Müll müsse entfernt werden, vermutlich aufgrund der Nähe zum Supermarkt. „Es schaut immer mal jemand vorbei, nach dem Rechten. Aber wir wollen auch, dass sich der Miniwald aus eigener Kraft gut entwickelt.“
Auch wenn jetzt, im Spätherbst, vieles karg wirkt: Auf 500 Quadratmetern stehen zahlreiche kleine Gehölze, von denen sich viele zu einem dichten kleinen Wald entwickeln könnten. Das ist die Hoffnung von Merkwitz und den weiteren Akteuren. „Und ich bin stolz, dass wir hier in Aschersleben das Experiment Miniwald wagen.“
Quelle: MZ Aschersleben / Katrin Wurm
mit freundlicher Genehmigung der Mitteldeutschen Zeitung