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Sep. 02 2025

Im Tomatenparadies

Hier ist nicht alles rot, sondern auch orange, gestreift, schwarz oder lila. Zum 14. Mal wird in einen Garten der besonderen Art eingeladen. Die Resonanz auch diesmal: Fans kommen in Scharen.

Matthias Stier hat seine Lieblingssorte längst gefunden: Er schwört auf die Black Cherry. Sie ist klein, fest, leicht süßlich im Geschmack, doch nicht zu sehr. Am Sonnabend im Tomatengarten an der Grundschule Pfeilergraben hat er viel zu erklären. Denn wie seit Jahren kommen die Gartenfreunde in Scharen zum Tomatentag, bewundern die Vielfalt der Sorten, lassen sich beraten, kaufen Samen und haben viele Fachfragen. Die zu beantworten, stehen neben Matthias Stier vom Verschönerungsverein auch Gisa und Heinz-Dieter Hoppe vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt bereit. Die beiden haben großen Anteil am Gedeihen des Gartens, sie haben fast die Hälfte der 150 Sorten ausgewählt, den Samen dafür zur Verfügung gestellt und den Pflanzplan erarbeitet. Die andere Hälfte hat Matthias Stier zugesteuert und zudem dafür gesorgt, dass neben den roten, schwarzen, gelben und orangenen Früchten auch zahlreiche Blumen-Neuzüchtungen in den Beeten zu sehen sind. 

Unter den vielen Besuchern dieser Veranstaltung findet sich mit Gisela Ewe auch die Initiatorin und langjährige Mitstreiterin der Aktion, die als Erfolgsstory bezeichnet werden könnte. Zum 14. Mal bereits wird zum Tomatentag eingeladen, die Resonanz ist ungebrochen. Zum zweiten Mal gedeihen die Paradiesäpfel nicht in einer Gartenanlage, sondern auf einem Schulgelände inmitten der Stadt. „Das ist eine gute Sache“, findet Schulleiterin Simone Brandt. „Die Kinder sind immer mit dabei“, sagt sie und würdigt besonders die Arbeit ihrer Kollegin Kathrin Urban, die sich gemeinsam mit den Kleinen um das grüne Umfeld der Schule kümmert. Den Kindern sei die Mühe, die damit verbunden ist, durchaus bewusst. „Hier läuft keiner durch und würde was ramponieren“, ist sie überzeugt. Ein Teil der Früchte wird direkt in der kleinen Schulküche verarbeitet, diemeisten Tomaten allerdings gehen an eine soziale Einrichtung, die Speisekammer, und erfüllen auf diese Weise einen guten Zweck. Damit es beim Tomatentag nicht nur etwas zu schauen, sondern auch zu schmecken gibt, hat Familie Brandt sechs große Stiegen der roten Früchte zu einer mediterranen Suppe verarbeitet. Ihre Lehrerkolleginnen haben Kuchen gebacken, etliche Ständemit regionalen Produkten vom Likör bis zum Honig oder Holz- und Häkelaccessoires warten auf Käufer. Petra Schmidt führt eine über 100 Jahre alte, noch funktionstüchtige Windfege vor. Die Maschine dient zur Reinigung kleiner Samenmengen und war im Gebrauch der Familie, die zu DDR-Zeiten auf dem großen Grundstück nebenbei Rittersporn angebaut und die Samen verkauft hat. „Wir haben in derWochenpost inseriert und einen Verkäufer in Gotha gefunden“, berichtet Petra Schmidt. Zur Eröffnung sorgen die Cheerleader der Grundschule für einen weiteren Farbtupfer und für Unterhaltung.

In einem der Grundschulräume im Erdgeschoss erzählt eine Ausstellung die Geschichte der großen und traditionsreichen Samenzüchter Dippe und Heinrich Mette aus Quedlinburg. Viele historische Fotos vermitteln einen Eindruck von der Dimension dieses Produktionszweiges am Standort und von der Schwere der Arbeit. Eike Fiedler aus Gorenzen ist gelernter Gärtner, hat früher einmal in Quedlinburg gearbeitet und kennt daher die großen Namen, die bis heute ihre Spuren hinterlassen haben. „Ich finde die Ausstellung sehr gut“, sagt er, „ich hab ja auch irgendwie eine Beziehung dazu.“ Seine Frau hat einen kleinen Stand draußen vor der Tür, er begleitet sie gern und ist seit fünf, sechs Jahren regelmäßiger Besucher des Tomatentages. Er baut selbst Tomaten in seinem Garten an, „weil ich finde, Erdkulturen schmecken einfach besser.“ Für Familie Rupprecht aus Erfurt ist der Besuch eine Premiere. Sie haben Matthias Stier beim Wandern im Urlaub kennengelernt. Und sich von ihm nach Aschersleben locken lassen. „Der Mann hat soviel Herzblut für die Sache, da mussten wir einfach kommen. Und es hat sich gelohnt“, sagen sie.

Die meisten Besucher sind passionierte Tomaten- und Gartenfreunde. Und den anderen „können wir vielleicht ein wenig Lust machen, es selbst zu versuchen“, so Matthias Stier zu Eröffnung.

Quelle: MZ Aschersleben / Kerstin Beier / Foto: Kerstin Beier

mit freundlicher Genehmigung der Mitteldeutschen Zeitung

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