
Im 15. Jahrhundert begann in der „alten Welt“ die große Zeit der Entdecker und Eroberer.
Stellte man sich die Erde lange Zeit als Scheibe vor, reifte die Erkenntnis, sie ist doch eine Kugel. Es reifte der Gedanke, man kann nach Indien reisen, Richtung West und so einen neuen, wenn nicht gar bequemeren Seeweg nach Indien finden. Begehrte Waren, vor allem Gewürze und Seide kamen nach Europa, vor allem über den Landweg. Über weite Karawanenwege und Zwischenhändler verteuerten sich die Waren. Kolumbus griff diese Idee auf, es müsste doch möglich sein, einfach über das Meer westlich Europas, also den Atlantik, zu segeln. Gut gedacht, aber dass es dazwischen eine große Landmasse gibt, stellte sich niemand in Europa vor. 1492 begann die Reise mit drei Schiffen. Nach endlos erscheinenden Wochen traf man auf Land und glaubte, das ersehnte Ziel erreicht zu haben. Die andersartige Tier- und Pflanzenwelt faszinierte die Reisenden. So sollen nach den ersten Fahrten verschiedene Pflanzen und Früchte den Weg nach Europa gefunden haben. Letztendlich begann damit auch eine Globalisierung der Ernährung in der Welt, vor allem zunächst in Europa. Mais, Kartoffeln, Chili, Kakao und auch die Tomate eroberten nach und nach die Küchen. Tomaten hat Kolumbus vermutlich schon bei seiner zweiten Heimreise in Form von Stecklingen an Bord gehabt. Nun kann man sich bei krautigen Pflanzen Stecklinge über so lange Zeit auf den Segelschiffen nicht so gut vorstellen und es werden wohl Samen gewesen sein.
In Mittel- und im nördlichen Teil Südamerikas waren Tomaten schon lange bekannt und in Kultur. Man nannte sie dort Xitomatl. Daher leitet sich auch der Begriff Tomate ab. Diese Früchte sollen kleiner und gelb gewesen sein. Mit Kolumbus oder auch Cortez kamen die Tomaten also zunächst nach Spanien und Portugal. Beschreibungen von Tomaten findet man ab der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Zuerst wurde sie als Zierpflanzen in den Gärten der Oberschicht angebaut, mit dem Wunsch, Gäste zu beeindrucken. Gegessen wurden die Früchte anfangs nicht. Man glaubte, sie seien nicht essbar und sogar giftig.
Auf dem Gebiet des heutigen Deutschland hat ein Apotheker nachweislich schon 1544 Tomatenpflanzen in seinem Garten in Torgau angebaut. Um 1700 findet man erste Belege, besonders in Italien, das die Früchte verzehrt werden. Aber auch in Mitteleuropa begann sich die Tomate zu etablieren. Um 1900 war die Tomate auch als Lebensmittel in Deutschland bekannt. Aber noch nicht weit verbreitet. Heute ist sie eines der beliebtesten Gemüse.
Vor einigen Jahren erhielten wir Saatgut direkt aus Australien. Die Pflanzen entwickelten unzählige Früchte, so groß wie kleine Kirschen. Der Versender schrieb dazu: „Diese Pflanzen sind schon den Ureinwohnern in der „Traumzeit“ (so nennen die Aborigines, die Zeit lange vor der Eroberung ihres Kontinentes durch die Europäer) bekannt gewesen.“ Man kann vermuten, dass die Tomate schon vor langer Zeit von Südamerika nach Australien gelangte. Oder gar umgekehrt?
Der Verschönerungsverein und der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt laden Euch zum 14. Tomatentag am Samstag, 23. August 2025, von 10 bis 16 Uhr auf dem Gelände der Grundschule Pfeilergraben nach Aschersleben ein.
Thema des Jahres ist „Tomatensorten aus drei Jahrhunderten“.
Von Diplom-Landwirt Gisela Ewe